Samstag, 23. Januar 2010

Der lange Flug

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Tom sah Nadja eine Weile beim schlafen zu. Er war froh. Offensichtlich hatte er sich nicht getäuscht. Nadja war genau, was gebraucht wurde. Sie war sehr umgänglich und würde sich gut in die Gemeinschaft auf der Insel einfügen. Außerdem war sie mit Sicherheit hübsch, wenn erstmal der ganze Dreck von Schminke von ihrem Körper herunter war und die abgemagerte Figur wieder hergestellt wäre. Und ihre Haare brauchten dringend eine vernünftige Behandlung.

Aber Tom sah durch all das hindurch. Und vor seinem geistigen Auge war sie bereits wieder eine hübsche gesunde junge Frau.

Er war auch froh, dass es am Flughafen keine Probleme gegeben hatte. Zu groß wären die Scherereien gewesen, wenn man festgestellt hätte, dass sie sich ohne Visum in Deutschland aufgehalten hatte. Vor ein paar Jahren hatte er mal eine junge Schwarzafrikanerin an der Flughafenkontrolle verloren. Damals war er den größten Teil noch mit Linienflügen geflogen. Und er erinnerte sich mit Grauen daran, wie er sie mit Hilfe eines Anwalts aus der Abschiebehaft befreien musste. Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Das hätte wirklich in einer mittleren Katastrophe enden können.

Er stand auf und ging auf die Toilette. Als er zurück kam strich er Nadja eine Strähne Haar aus dem schlafenden Gesicht und deckte sie noch einmal gut zu. Dann setzte er sich an den Schreibtisch, klappte sein Laptop auf und widmete sich seinen sonstigen Arbeiten. Zu schön wäre es, bestünde sein Job einzig und allein daraus, schöne Mädchen nach Arramoa zu bringen. Aber Thorsten bezahlte ihn noch für eine Reihe weiterer Aufgaben. Die meisten davon in Grauzonen oder auch jenseits der Legalität. Aber ein reicher Mann braucht nun mal einen Handlanger.

Als erstes schoss er ein Foto von der schlafenden Nadja und schickte es zusammen mit ein paar Worten und der Kaufsumme an Thorsten. Die Antwort kam prompt: "Guter Fang! - Ich schau sie mir in sechs Wochen an. Dann bin ich das nächste Mal auf der Insel. Bis dahin wird sie sicherlich auch wieder um einiges hübscher sein. Gruß Thorsten" Tom nickte zufrieden. Thorsten verließ sich in diesen Fragen immer vollständig auf ihn und hatte noch nie einen seiner Käufe kritisiert.

Als nächstes tippte er eine Mail an die Quarantänestation der Insel, wo er Nadjas Herkunft und vermutlichen Bedürfnisse genau beschrieb. Alles sollte vorbereitet sein, wenn sie ankam. Je besser der erste Eindruck, desto leichter fügen sich die Mädchen in die Gemeinschaft. Das hatte er in den Jahren gelernt.

Dann ging es an die restlichen Projekte, die überall in der Welt noch auf ihn warteten. Es gab viel Schreibkram zu erledigen. Aber der Flug nach Arramoa dauerte auch lang. Er warf hin und wieder einen Blick auf das schlafende Mädchen. Aber es machte nicht den Eindruck als hätte es vor aufzuwachen.

Nadja bekam von alldem nichts mit. Die Aufregung hatte sie völlig geschafft. Sie lag auf dem bequemen Liegesessel und schlief das erste Mal seit langem wieder tief und fest und traumlos. Wohl auch, weil sie sich hier in diesem Flugzeug merkwürdig sicher fühlte.

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