Montag, 18. Januar 2010

Die Pistole

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Tom stand auf und ging an die kleine Küchenecke und öffnete den Kühlschrank. "Man man man. Keine Stewardess an Bord. Schon gibt’s nur Sandwiches.", seufzte er. "Was möchtest du? Schinken-Käse, Thunfisch, Salami oder Natur?"

Nadja war nicht recht zu einer Antwort fähig. All die Eindrücke die auf sie hereingebrochen waren hatten eine vollkommene Reizüberflutung ausgelöst. Wie von selbst stammelte sie dann: "Salami, wenn ich darf?"

Tom grinste amüsiert und riss die Verpackung auf und drapierte je ein Sandwich auf einem Teller. Einen stellte er Nadja hin und den anderen sich selbst. Dann holte er noch Colafläschchen aus dem Kühlschrank und stellte Gläser dazu. Als er sich setzte kam einer der Piloten aus dem Cockpit und holte ebenfalls zwei Sandwiches. Der Pilot schaute die beiden Freundlich an. "Guten Flug wünsch ich.", sagte er noch und verschwand dann wieder im Cockpit. Tom fing an sein Sandwich zu essen und goss sich Cola ein. Nadja saß ihm gegenüber und hatte die Hände nervös in den Schoss gelegt und starrte abwechselnd auf das Sandwich, Tom und aus dem Fenster. "Keinen Hunger?", fragte er etwas enttäuscht. "Doch, großen!", sagte Nadja schüchtern. "Dann iss doch. Es sind genug da. Hau nur ordentlich rein!"

Und um der Sache Nachdruck zu verleihen goss er ihr auch noch von der Cola in ihr Glas und stellte es in den kleinen Ring, der bei Turbulenzen ein rutschen verhindern soll.

Zögerlich griff sie schließlich zu und biss ein winziges Stück aus dem Sandwich. Der Geschmack explodierte regelrecht in ihrem Mund. Im Puff bei Dimitri hatte es immer nur irgendwelchen Fraß gegeben. Brötchen von gestern. Oftmals ohne jeglichen Belag. Oder völlig verkochte Nudeln. Dieses Sandwich aus einer Fertigpackung war das köstlichste, was sie lange gegessen hatte. Sie schloss die Augen und kostete den Geschmack aus. Dann war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen und gierig mümmelnd verschlang sie beide Hälften.

Tom schaute amüsiert zu, während er etwas zivilisierter sein eigenes Sandwich verspeiste und deutete dann zum Kühlschrank als sie fertig war. "Hol dir noch eins, wenn du magst.", lächelte er ihr zu und prostete mit dem Colaglas in die Luft. Nadja beschloss ihr momentanes Glück auszukosten. Sie stand auf und ging an den Kühlschrank und nahm eine weitere Packung heraus. Tom hatte nicht übertrieben. Der ganze Vorrat an Sandwiches könnte eine Kompanie ernähren. Dicht an dicht, waren sie in den kleinen Schrank gestopft.

Wenig später lehnte sich Nadja in ihrem Sessel zurück. Sie hatte aufgegessen und Tom ebenso. Die Teller hatte er wieder in die Küche gestellt. Zwei Sandwiches waren mehr als genug gewesen. Ihr Magen, war an solche Portionen nicht mehr gewöhnt und so war sie von dem Snack vollgefressen.

Verlegen schaute sie wieder abwechselnd zu Tom und aus dem Fenster.

Der zückte seine Zigaretten und schob ihr die Schachtel herüber. Er spielte noch mit der unangezündeten Zigarette, die er sich herausgenommen hatte und sah sie nun eindringlich an.

"Sicher hast du 1000 Fragen. Und jetzt ist die Zeit, wo du sie mir alle stellen kannst. Und ich werde jede einzelne beantworten! Und eine kann ich dir sogar beantworten, ohne dass du sie stellst."

Nadja nahm sich eine Zigarette und sah ihn interessiert an. Diesen Zeitpunkt hatte sie herbeigesehnt.

Tom griff in sein Jackett und zog die Pistole hervor und drehte sie bedächtig in der Hand: "Sicher hast du dich gefragt, ob ich dich wirklich erschossen hätte, wenn du weggelaufen wärst." Nadja schluckte. Mit Pistolen verband sie keinerlei gute Erinnerung. Und sofort flackerten die Bilder von Boris, der Jurina den kalten Stahl an die Stirn hielt wieder auf. Sie atmete schwer. "Ja. Das würd ich gern wissen.", gab Nadja mit belegter Stimme zu.

"Die Antwort ist: Nein!", sagte Tom kurz und betätigte den Abzug. Eine Flamme schoss aus dem Lauf der Pistole. Tom hielt seine Zigarette daran und zog die Luft hindurch. "Ich verabscheue Waffen."

Nadja riss die Augen auf und ließ ihre Zigarette aus dem Mund fallen. Dann übermannte sie die Erleichterung. Tom bekam so etwas Vertrautes. So albern, wie er ihr ein Feuerzeug als Waffe vorgemacht hatte. Sie musste lachen und Tom stimmte mit ein. Dann schließlich nahm sie ihre Zigarette wieder auf und ließ sie sich ebenfalls mit der Pistole anzünden. Tom stand noch einmal kurz auf und entledigte sich seines Jacketts, des Pistolenholsters und der Krawatte. Als er wieder saß, nickte er Nadja aufmunternd zu.

"Und jetzt frag mich alles, was du wissen möchtest."

2 Kommentare:

  1. Hach.. Sie flieeeeeeegt! Ich mag Tom *g* Will immer noch wissen, wieso der so nervös war! Los, mach dass sie das fragt *g*

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  2. Ich mag den Kerl :) LG C.H.

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