Donnerstag, 21. Januar 2010

Die Sammlung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja sank in sich zusammen. Ihre Vermutungen schienen sich zu bestätigen. Ein Mann der Frauen sammelt tat das sicherlich nicht um sie anzugucken. Der wollte was davon haben. In ihrem Kopf formte sich ein bizarres Bild eines sexsüchtigen Kerls, der über seine Insel rannte und sich reihenweise der Frauen bediente die ihm gerade über den Weg liefen. Verstört versuchte sie das Bild beiseite zu Schieben. Aber es gelang ihr nicht recht.

Sie schluckte einmal und sah dann Tom an: "Und ich muss dann mit ihm schlafen?", fragte sie schüchtern. Sie brauchte endlich Gewissheit.

Tom schüttelte den Kopf: "Nein. Das musst du nicht! Du musst überhaupt nichts tun, was du nicht möchtest!"

Sie sah ihn ungläubig an und zog die Stirn in Falten: "Aber was soll ich dann dort?" Sie errötete bei dem Satz der sich anschloss. "Ich.. Ich kann doch sonst nichts?" Sie wandte den Blick ab und schaute aus dem Fenster. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Ihr bisheriges Leben raste an ihr vorbei. Und wieder bereute sie die so bittere Fehlentscheidung, damals in den Bus gestiegen zu sein.

Tom schob ihr ein frisches Taschentuch über den Tisch. "Es ist ganz sicher anders, als du denkst!", bekräftigte er nochmal seine Aussage von vorher. "Und wie ist es?"

Tom überlegte kurz: "Du denkst dort müssen Frauen genauso für Sex herhalten, wie dort, wo ich dich abgeholt habe. Und genau das ist nicht so." Nadja zuckte zusammen. Er hatte ja exakt ins Schwarze getroffen.

"Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass er nicht gern mit Frauen aus seiner Sammlung schläft. Aber keine wird gezwungen das zu tun. Es bringt auch keinerlei Vorteil wenn man es tut." Sie sah ihn verwirrt an: "Und wenn ich es nicht tun will? Ich meine, was macht er dann? Dann hat er doch gar nichts von mir?" Tom grinste: "Du glaubst ja wirklich Sex wäre alles, was du könntest. Und natürlich hat er etwas von dir. Man kann doch auch mit dir reden. Sich einfach unterhalten. Man muss doch nicht sofort nackt übereinander herfallen!"

Nadja schwieg. Toms Stimme klang ehrlich. Aber was er sagte, war zu bizarr. Eine Insel auf der lauter Frauen leben und ein Besitzer, der sie nicht zum Sex zwingt. All das passte einfach nicht in ihr Weltbild, das sich in den letzten Monaten gebildet hatte. Sie versuchte vergeblich ihre Gedanken zu beruhigen und sah weiter aus dem Fenster.

Tom unterbrach die Stille: "Glaub mir bitte einfach. Ich habe dir versprochen, dass niemand mehr dir weh tun wird. Niemand wird irgendetwas mit dir tun, was du nicht möchtest. Magst du mir soweit vertrauen?" Treuherzig sah er sie an und Nadja schaute in seine Augen, in denen sie sich jedes Mal wieder ein wenig verlor. "Ja ok!", sagte sie etwas unentschlossen. "Darf ich dich noch was fragen?" Eine weitere Frage brannte ihr auf der Seele. "Na klar!", er nickte aufmunternd. Ich hab gesagt du kannst mich alles fragen!"

"Warum ich? Warum nicht eine der Anderen?" Tom brauchte nicht zu überlegen: "Weil du schön bist!" Nadja lachte verächtlich auf. Zwar hatte sie vermieden, in den Spiegel zu sehen, aber ihr war durchaus bewusst, dass von ihrer einstigen Schönheit nicht mehr viel übrig war. Schon wenn sie ihr Haar betrachtete, wollte sie weinen. Strähnig und voller Spliss hing es kraftlos am Kopf herunter. Die Ringe unter den Augen hatten in letzter Zeit überhaupt nicht mehr weggehen wollen. "Ich bin nicht schön und das weiß ich auch!" Sie klang sehr verächtlich aber Tom beharrte auf seiner Meinung: "Ich weiß, dass du schön bist. Nicht in einer zu großen Jeans und einem schlabbrigen Pulli. Nicht mit Ringen unter den Augen und auch nicht mit dem fast gefährlichen Untergewicht, dass du im Moment hast. Aber du bist schön! Und mit der richtigen Behandlung wirst du das erst recht wieder werden. Und noch eins war mir wichtig. Du hast es geschafft, dir in dem Umfeld, wo ich dich getroffen habe ein freundliches Wesen zu bewahren. Und das ist mir noch viel wichtiger gewesen. Du bist lieb!"

Nadja schmolz bei seinen Worten dahin. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie wollte etwas stammeln, aber dann krümmte sie sich zusammen zog die Beine auf den Sitz und vergrub das Gesicht in ihren Händen.

1 Kommentar:

  1. oh, da kommt man schon etwas ins Stocken. Wenn man einige Seiten davor noch gelesen hat, wie schlecht es ihr ging u wie sie behandelt wurde, dann ist das jetzt echt schön zu lesen! C.H.

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