Dienstag, 26. Januar 2010

Durch den Wald

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja


Wie ein Lämmchen trottete Nadja Tom hinterher. Sie starrte in alle Richtungen. Schaute sich hier da und dort um. Sie versuchte all die Eindrücke zu verarbeiten. Aber es gelang ihr nicht recht.

Sie gingen durch das kleine Gebäude. Auf der Seite am Flugfeld hinein und dann auf der anderen Seite wieder hinaus. Unvermittelt standen sie im Wald. Es gab keine Straße, die dorthin führte. Nur ein kleiner Waldweg der mit Rindenmulch und Sand ausgelegt war.

Tom hatte Recht gehabt. Im Wald war es wirklich angenehmer. Der Schatten der Bäume dämpfte die glutheißen Strahlen der Sonne und die Feuchtigkeit, die von den Bäumen ausging schaffte ein angenehmes Klima. Allerdings fing Nadja nun sofort an zu schwitzen. Gern wäre sie Barfuss gelaufen. Aber Tom ging langsam vor ihr her und sie wagte nicht ihn dafür zu stoppen.

"Na? Ist doch viel schöner hier!" Er schaute zu ihr zurück. Nadja atmete tief durch. Der exotische Wald war wirklich wunderschön und Nadja nickte: "Ja. Unglaublich.", hauchte sie vollkommen überwältigt. Dann kam ihr ein beängstigender Gedanke: "Gibt’s hier eigentlich wilde Tiere?" Und sofort zuckte sie zusammen und Angst lag in ihrem Blick als müsse jeden Augenblick ein Tiger aus dem nächsten Busch springen.

Tom lachte laut auf und ging auf sie zu und streichelte verträumt ihr Gesicht. "Das ist so süß. Aber: Nein! - Hier gibt es keine wilden Tiere." Er ging gemütlich mit ihr weiter. "Die Insel ist ein Atoll auf einem erloschenen Vulkan. Sie hat nie zum Festland gehört. Es gibt auf der Insel kaum Insekten, darunter keine giftigen. Auch fast überhaupt keine Spinnen. Und große Tiere gibt es gar nicht. Ein paar Mäuse vielleicht. Oder Ratten, die mit Schiffen im 18. Jahrhundert hierher gekommen sind. Aber es gibt keine Raubtiere und auch nichts, was dich stechen kann. Nicht einmal Mücken." Nadja starrte ihn ungläubig an. Dann zuckte sie die Schultern. Er hatte bisher die Wahrheit gesagt, warum sollte er nun lügen? So ganz hatte sie das Gefühl durch den Dschungel zu gehen allerdings noch nicht verlassen. Und verstohlen schaute sie sich immer mal wieder um. Aber nichts raschelte im Gebüsch außer der leichten Brise.

Schweigend gingen sie durch den Wald. Nadja wurde immer wärmer in ihren Klamotten. Längst klebte das Shirt an ihrem Rücken vor lauter Schweiß. Dann kamen sie an eine Weggabelung. Tom wollte den Weg nach links nehmen und in einer Spitzkehre ein Stück zurück. Doch Nadja blieb wie angewurzelt stehen. Halbrechts führte der Weg auf eine Lichtung. Und sie starrte vollkommen gebannt auf das Bild das sich ihr bot.

Hinter der Lichtung lag ein großes zweistöckiges weißes Haus. Es war rot gedeckt. Gebaut war es im Stil der Viktorianischen Zeit. Vor dem Haus war ein Pool und eine Terrasse und eine Wiese drumherum. Es gab schöne Liegen, aber auch Tische und Stühle um sich hinzusetzen. Idyllisch, wie eine Ferienanlage. Aber das war es nicht, was Nadja den Schlag versetzt hatte. Das gesamte Areal war bevölkert von Frauen. Unterschiedlichsten Alters und Haut- und Haarfarbe. Schwarzhaarige Inderinnen genau wie Blonde Europäerinnen. Etwa 30 oder 40 Frauen waren dort und taten offensichtlich, was sie wollten. Eine stand an einer Staffelei und malte. Andere lagen auf den Liegestühlen und quatschten oder saßen an Tischen dazu. Manche lagen mit einer Decke im Gras. Zwei planschten albern im Pool. Und alle waren sie nackt wie Gott sie schuf.

Nadja betrachtete dieses Bild und versuchte einzuordnen, was sie sah. Tiefster Frieden schien auf der Lichtung zu herrschen. Und dennoch ein bizarres Bild zwischen Hippie-Kommune, FKK-Strand und All-Inclusive-Ferienanlage. Sie war vollkommen verstört. Einem Mädchen mit schwarzer Haut fiel sie auf und es winkte fröhlich herüber und rief freundlich: "Hallo."

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