Sonntag, 24. Januar 2010

Landung in ein neues Leben

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Das Flugzeug ging mitten über dem Wasser in einen Sinkflug. Tom hatte Nadja eine Flasche Wasser hingestellt. Er war sicher sie würde durstig sein, nach dem langen Schlaf.

Den ganzen Flug hatte sie verschlafen. Der schlanke Privatjet war ein schnelles Maschinchen. In nur 7 1/2 Stunden hatte es die über 10.000 Kilometer absolviert. Der Wind hatte auch günstig gelegen.

Es war auch besser, dass er sie nicht geweckt hatte, denn Wenn sie auf Arramoa landeten, würde es dort erst 10 Uhr morgens sein. Und viel geschlafen zu haben wirkte dem fiesen Jetlag entgegen.

Als das Flugzeug sank erhöhte sich auch der Druck in der Kabine wieder. Das Einfallen ihrer Ohren lies Nadja erwachen. Sie hatte unglaublich bequem auf dem Sessel geschlafen. Geträumt hatte sie nichts. Ihr Mund war von der langen Zeit in der Luft im Flugzeug ganz ausgetrocknet.

Sie schlug die Augen auf und versuchte sich kurz verzweifelt zu orientieren, wo sie war. Ängstlich, ohne den Kopf zu bewegen schaute sie hin und her. Sie war einmal bei einem Kunden eingeschlafen. Boris hatte ihr die Hölle heiß gemacht dafür. Aber langsam stiegen die Erinnerungen wieder in ihr auf und das monotone Brummen der Triebwerke erinnerte sie daran, dass sie sich immer noch im Flugzeug befand. Schlagartig richtete sie sich auf und starrte Tom an, der ihr wieder gegenüber saß und sie anlächelte. "Guten Morgen.", grinste er fröhlich.

Nadja hatte sich zu schnell aufgerichtet. Ihr wurde kurz schwindelig und sie stützte sich mit der Hand ab. Dann schaute sie aus dem Fenster und sah nichts als Wasser. Kleine weiße Schaumkrönchen zierten hier und da die Wellen der ansonsten ruhigen See. "Wo sind wir? Wie lang hab ich geschlafen?" Sie klang ein wenig verzweifelt. Zu groß war die Angst, durch ihr langes Schlafen Tom enttäuscht zu haben. "Setz dich doch erstmal wieder richtig hin. Damit dein Kreislauf überhaupt in Schwung kommt." Er deutete mit der Hand auf den Stellknopf, der das Bett wieder zurück in einen Sessel verwandelte.

Nadja gehorchte und starrte dann etwas sehnsüchtig auf das Wasser auf dem Tisch. Tom nickte: "Ist für dich. Trink nur kräftig. Die Luft im Flugzeug ist immer furztrocken. Und übrigens hast du fast sieben Stunden geschlafen." Gierig stürzte Nadja einige Schlucke herunter. Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie wohl das letzte mal sieben Stunden an einem Stück geschlafen hatte. Dann sah sie wieder aus dem Fenster. Wasser soweit das Auge reichte. Kein Stückchen Land war zu sehen.

"Übrigens sind wir fast da. In etwa zehn Minuten werden wir landen." "Aber da unten ist doch nur Wasser? Ist das hier ein Wasserflugzeug?", fragte Nadja naiv und wurde rot, denn in der selben Sekunde war ihr eingefallen, dass Tom ja eine Landebahn erwähnt hatte.

Tom lächelte gütig: "Nein. Auf der Insel ist eine Landebahn. Die Insel ist direkt vor uns. Du kannst sie deshalb nicht sehen. Möchtest du, dass wir eine Runde um die Insel fliegen, damit du sie sehen kannst bevor wir landen?" Nadja war überrascht: "Geht das denn? Also... Ich meine..." Aber ihr Kopf hatte die Antwort schon gegeben. Sie nickte vollkommen unwillkürlich. Tom drückte auf einen Knopf der Sprechanlage: "Hallo nach vorne. Fliegen wir bitte ne schöne Platzrunde. Linksrum. Damit die junge Dame einmal die Aussicht von oben genießen kann?" Er ließ den Knopf los. "Natürlich gern Herr Kreisler.", quäkte der Lautsprecher zurück.

Nadja starrte angestrengt aus dem Fenster. Es dauerte noch eine knappe Minute, dann legte sich das Flugzeug erst recht scharf nach rechts. Nadja wurde kurz ein bisschen schwummerig. Dann ging der linke Flügel herunter und das Flugzeug flog einen langen Bogen.

Sie presste ihre Nase an die Scheibe und war überwältigt. Eine kleine Insel tauchte auf. Viel schöner als auf dem Satellitenbild. Weiße Strände. Kleine Farbtupfer hier und da dazwischen. Die Dächer der Häuser und auch blau schimmernde Pools ließen sich aus dieser Höhe ausmachen. Menschen waren keine zu erkennen. Dafür waren sie dann doch zu hoch. Nadjas Herz pochte. Tom hatte tatsächlich nicht gelogen mit der Insel und das könnte heißen, dass er auch mit dem Rest nicht gelogen hatte. Sie wurde immer aufgeregter. Im Norden der Insel waren Felder angelegt. Offensichtlich wuchsen hier irgendwelche Landwirtschaftlichen Erzeugnisse. "Was sind denn die vielen großen schwarzen Dinger?", fragte sie ohne Tom anzusehen. Der warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. "Solarzellen für die Stromerzeugung. Auf der Insel gibt’s ansonsten kein Kraftwerk." "Aha" stammelte Nadja nur.

Das Bild übermannte sie. Es sah aus wie der Inbegriff einer einsamen Insel. Aber die Häuser, Solarzellen und Äcker vermittelten ein Gefühl von Zivilisation. Nadja sagte nichts mehr. Das Flugzeug beendete seine Runde Die Insel verschwand wieder aus dem Blickfeld und der Pilot nahm Kurs auf die Landebahn. Aufgeregt lehnte Nadja sich zurück. Es quietschte und holperte kurz als der Pilot die Räder auf den Asphalt drückte. Dann kamen sie an einem kleinen Gebäude zum stehen.

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