Dienstag, 12. Januar 2010

Nadjas Sachen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja zitterte. Gefühle hatten keinen Platz mehr in ihr. Sie war vollkommen dem ergeben, was nun kam. Boris bugsierte sie vor sich her. Mit jedem Schritt klatschte die Plastiktüte, von hinten an ihre Beine. Immer wieder musste sie die Hose hochziehen. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Tatsächlich hatte sie sich richtig erinnert. Vor ihnen lag die Treppe zum Hof und sie gingen hinauf. Nadja hatte seit ihrer Ankunft kein Stückchen Tageslicht mehr gesehen. Boris brauchte sie gar nicht mehr zu treiben. Bereitwillig strebte sie der Tür entgegen und dann war es so weit.

Boris öffnete mit dem Schlüssel die Türe zum Hof und Nadja sog als erstes mit geschlossenen Augen die frische Luft in ihre Lungen und bekam sofort einen Hustenanfall. Es war kalt draußen. Höchstens ein paar Grad über Null. Sie schlug die Augen auf und blickte in einen bewölkten Himmel. Ihr Blick schweifte weiter über den Hof und dann erblickte sie eine große schwarze Limousine. Leise brummte der Motor. Tom hatte sich einen Mantel übergezogen und lehnte am Wagen und wartete. Er lächelte sie freundlich an, als er sie sah.

Von dem Blick ging wieder diese unglaubliche Wärme und Freundlichkeit aus und Nadja überkam das Gefühl, dass es vielleicht nun doch in eine bessere, wenn auch ungewisse Zukunft gehen würde.

Boris schob sie nun zu Tom. "Da ist sie!", sagte er knapp und wandte sich zum gehen.
"HALT Boris!", erklang Toms Sonore Stimme. Der Tonfall war gebieterisch. Und Nadja erlebte etwas Neues. Boris zuckte und erstarrte. "Du gehst, wenn ich dir das sage!", setzte Tom nach und wandte sich Nadja zu. Boris blieb tatsächlich stehen.

Freundlich sah Tom sie an. "Schön, dich hier draußen zu sehen. Du kommst nun mit mir und wirst hierhin nicht mehr zurückkehren. Deshalb ist wichtig, dass du all deine Sachen zurückbekommen hast. Hat man dir alles gegeben, was dir gehört?"

Unsicher schaute Nadja zwischen den beiden Männern hin und her. Dann beschloss sie sich auf Tom einzulassen und schüttelte den Kopf. "Nein!", sagte sie mit brüchiger Stimme.

Tom nickte und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Ich möchte, dass du nun alles aufzählst, was fehlt. Geld ist unwichtig. Kleidung ist auch unwichtig. Alles andere zählst du Boris bitte genau auf. Und red' langsam. Der kapiert nicht so schnell!". Als Tom Boris so beleidigte zuckte Nadja wieder zusammen. Aber Tom drehte sie sanft herum, so dass sie Boris ansah. Der schaute sie feindselig an aber rührte sich nicht. Seine Lippen aufeinander gepresst, so wie eben als er den Schlag abgebrochen hatte und zurückgezuckt war.

Nadja überkam ein merkwürdiges Gefühl. Boris schien seiner Macht über sie beraubt. Er fasste sie nicht mehr an. Wärme breitete sich aus und sie schloss kurz die Augen und holte wieder tief Luft. "Mein Schmuck, die Fotos von meiner Familie, mein Teddy und mein Pass!", die Stimme klang immer noch wenig selbstsicher aber sie atmete auf, als es ausgesprochen war.

"Du hast sie gehört! Hol das Zeug und ab jetzt keine Verarsche mehr.", komplettierte Tom die Anweisung. "Und jetzt hau ab und beeil dich. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit."

Nadja war sicher, dass Boris nun ausflippen würde und sie starrte ihn nun wieder ängstlich an. Aber ihr Gefühl von vorher hatte sie nicht betrogen. Boris drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Gebäude. Sie war mit Tom allein auf dem Hof.

1 Kommentar:

  1. Endlich ein Lichtblick für die arme Nadja. Davon abgesehen tut es gut Boris wie einen geschlagenen Hund zu sehen.

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