Sonntag, 14. Februar 2010

Pläne

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja spachtelte ihr Mittagessen in sich hinein. Krampfhaft versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Niemals durfte ihre Familie erfahren, was ihr wiederfahren war. Besonders ihre Mama nicht. Nur was sollte sie erzählen, warum sie sich monatelang nicht gemeldet hatte? Ihre Gedanken kreisten wie ein Karussell. Aber es wollte sich einfach keine Lösung finden. Sie aß bis sie satt war und legte sich dann wieder auf die Liege an den Zaun nachdem sie sie ein wenig verrückt hatte, damit sie länger im Schatten läge.

Sie starrte aufs Meer hinaus und ließ sich vom Rauschen der Wellen etwas tragen. Und langsam formte sich eine Idee in ihrem Kopf. Sie würde erzählen, sie wäre in einem katholischen Krankenhaus gewesen. Und sie wäre im Schwesternwohnheim gewesen von wo man nicht hätte schreiben dürfen. Das müsste sie zwar noch etwas ausformen aber da ließe sich sicher etwas draus machen. Sie seufzte auf. Die Überlegungen hatten sie ungewöhnlich stark angestrengt aber sie hatte auch schon lange nicht mehr so viel nachgedacht. Aber freudig stellte sie fest, dass es überhaupt wieder möglich war sich zu konzentrieren. Das war schon lange nicht mehr der Fall gewesen. Zufrieden schloss sie die Augen und genoss die Wärme und das Rauschen der Wellen.

Am Nachmittag kam Ga'ilana noch einmal vorbei und sie quatschten über zwei Stunden lang. Ga'ilana erzählte ihre Geschichte und Nadja hörte aufmerksam zu. Sie war vor zehn Jahren bei Rassenunruhen geflohen und unter unwürdigen Bedingungen quer durch den Afrikanischen Kontinent geirrt. Auch sie war einer Schlepperbande in die Hände gefallen und über noch mehr Umwege nach Deutschland gebracht worden. Der Rest deckte sich ziemlich genau mit Nadjas Erlebnissen und die Frauen nickten sich wissend an. Auch Nadja erzählte, was ihr passiert war aber sie brauchte gar keine Details zu erwähnen Ga'ilana sah sie traurig an: "Schlimm so etwas. Aber nun sind wir ja hier!" Nadja nickte. Es tat gut mit jemandem über diese Erlebnisse zu sprechen.

Eine Weile lang schwiegen die beiden sich an dann griff Nadja etwas auf, dass ihr auf der Seele lag: "Ich möchte ja zu meiner Familie. Aber ich kann ihnen niemals sagen, wo ich war." "Dann tus auch nicht.", meinte Ga'ilana nur trocken. "Ich könnte es meiner Familie auch nie erzählen. Mein Vater glaubt ich wäre verheiratet und hätte eine Familie. Das soll er mal nur weiter glauben." Nadja sah sie etwas geschockt an: "Sie wissen nicht mal von dieser Insel?" Ein verächtliches Lachen war die Antwort: "Du glaubst doch selber kaum, wie es hier ist. Meinst du deine Familie würde es dir glauben? Niemals! Ich habe mir etwas ausgedacht, was sie glauben können und was einfach ist zu glauben. Was würdest du sagen, wenn deine Tochter zu Hause ankäme und sagte: 'Mama ich lebe auf der Insel eines Milliardärs und bin ein Teil seiner Frauensammlung. Ich gehöre quasi zu seinem Harem. Aber es geht mir gut dort. Ich bin versorgt und werde zu nichts gezwungen.'" Sie schaute Nadja fragend an. Die senkte den Kopf und guckte bedröppelt zu Boden: "Ich würde ihr kein Wort glauben." "Siehst du? Ich weiß, es ist schlimm die Familie anzulügen. Aber du musst es ihnen doch nicht schwer machen." Nadja nickte wieder. "Ich denk drüber nach."

Langsam senkte sich die Sonne und die beiden verabschiedeten sich voneinander. Ga'ilana versprach wieder vorbeizukommen und ihr Gesellschaft zu leisten. Nadja trottete in ihre Box und lege sich aufs Bett und starrte zur Decke. Sie war in Sicherheit und es ging ihr gut. Und doch war jetzt alles komplizierter als vorher.

Nach dem Abendessen ging Nadja sofort ins Bett. Sie war müde obwohl sie tagsüber ein Schläfchen gehalten hatten. Ihre Augen fielen fast sofort zu und sie sank in einen tiefen Schlaf. Die Tropfen standen ungeöffnet auf dem Nachttisch.

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