Mittwoch, 19. Mai 2010

Liebeskummer m/w

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe setzte sich im Flugzeug auf den hintersten Platz. Er wollte eigentich nur allein sein und seinen Gedanken nachhängen. Die Stimmung der Anderen war gelöst und fröhlich. Teilweise drehten sich die Gespräche um den Besuch auf der Insel und das Erlebte. Wobei das Imponiergehabe, was Joe noch aus dem College nur zu gut kannte, fast vollständig ausblieb. Kaum eine halbe Stunde später war auch das Meiste erzählt und der morgige Tag rückte in den Fokus der Unterhaltungen. Laptops wurden ausgepackt und Smartphones bedient.

Joe war nach nichts von alldem. Er erlebte ein völlig neues Gefühl. Mit flauem Magen saß er auf seinem Sitz und starrte aus dem Fenster auf das unendliche Blau des Meeres. Seit er ein Teenager war und das grundsätzliche Interesse an Mädchen entdeckt hatte, war er es gewöhnt, dass sie ihn entweder auslachten, ausnutzten oder ihn maximal für eine Nacht zu sich nahmen um ihn der Trophäensammlung von Strebern zuzuordnen. Er hatte niemals ernsthafte Gefühle für eine Frau gehabt. Schwärmereien für die Cheerleader oder sonstige Schulschönheiten natürlich schon. Aber seine rationale Art zu denken hatte ihm stets verboten, sich Chancen auf eine ernsthafte Beziehung auszurechnen. Und nun kam ein junges Mädchen daher, von der er so gut wie nichts wusste, und sorgte dafür, dass er sich schlecht fühlte, sie zurückgelassen zu haben.

Auf einmal setzte sich Thorsten ihm gegenüber hin und legte den Kopf schief. "Liebeskummer?", fragte er leicht vergnügt. Joe machte eine abwinkende Handbewegung. Eigentlich hatte er keine Lust mit ihm zu reden aber Thorsten ließ sich nicht vertreiben und lehnte sich zurück. "So war das nicht gedacht. Aber ich hätte es eigentlich wissen müssen.", grinste er vergnügt. "Was hättest du wissen müssen?" Joe sah ihn entgeistert an. "Na, dass du dich in eins meiner Mädels verknallst." "Deine Mädels?" Joe zog das Gesicht in Falten. "Ja! Meine Mädels. Aber ich teile gern.", alberte Thorsten weiter. Joe erwiderte nichts, sondern sah wieder aus dem Fenster.

"Ach jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. Freu dich doch lieber. Du hast ihr mindestens genauso den Kopf verdreht, wie sie dir." "Und was nutzt mir das jetzt? Du hältst sie auf deiner Insel gefangen und ich komm erstmal nicht an sie ran." Thorsten schüttelte den Kopf. "Da hast du aber einiges nicht recht verstanden." "Ist doch so?!", gab Joe leicht verunsichert zurück. "Nein mein Freund. Das ist nicht so. Jedes der Mädchen auf der Insel kann sie verlassen, wann immer sie das möchte." "Und warum sind sie dann alle dort? Und nicht bei ihren Familien oder Ehemännern.", fragte Joe verwirrt. "Weil es ihnen dort besser gefällt als bei ihren Familien und sie keine Ehemänner haben. Und wenn sie Ehemänner haben, dann welche, bei denen sie nicht sein wollen." Thorstens Tonfall klang relativ platt und Joe wusste nicht so recht, was er mit dieser Information nun anfangen sollte. "Willst du es mir erklären, oder muss ich es dir aus der Nase ziehen?", maulte Joe dann. Thorsten nickte versöhnlich.

"Was ich dir jetzt erzähle ist nur für deine Ohren. Du wirst es niemand erzählen. Du wirst kein einziges Wort über diese Insel verlieren. Gegenüber niemandem! Diese Insel ist ein Ort des Friedens. Ein kleines Paradies. Und das wäre es nicht, wenn Reporter und anderes Sensationslustiges Pack darüber herfällt. Kannst du das schwören?" Der Vortrag hatte etwas sehr eindringliches und Joe nickte. "Schwör es!", setzte Thorsten nach. "Ist ja gut. Ich schwöre es!"


Eine sanfte Hand tastete nach Nadjas und ergriff sie dann. "Komm her Liebes.", sprach eine Stimme mit starkem französischen Akzent. Nadja schluchzte auf und drückte sich an die Schulter ihrer Freundin und ließ ihrer Trauer nun freien Lauf. Hemmungslos schluchzte sie und klammerte sich an Ga'ilanas Körper fest. Alle Schleusen öffneten sich und die Tränen rannen nur so an ihr herunter und versickerten im Waldboden.

Ga'ilana hielt sie einfach fest und streichelte sanft ihren Rücken. Sie sprach kein Wort. Diese Trauer würde Nadja selbst überwinden müssen.

3 Kommentare:

  1. Na endlich klärt Thorsten ihn mal auf. Hätte er schon viel früher tun sollen. Und wieder muss Joe sich verarscht fühlen. Aber dann weiß er endlich woran er ist.

    Und Nadja muss sich wieder einkriegen und zusehen, dass sie positiv in die Zukunft schaut. Wenn Joe erst mal begriffen hat, was mit ihm und Nadja passiert ist, dann wird er auch die Führung übernehmen. Das traue ich ihm durchaus zu.

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  2. wieder einmal zahlt es sich aus, wenn Frau eine gute Freundin hat, die sich in ihre Lage versetzen, trösten und einfach nur da sein kann! C.H. Liebeskummer ist eines der besch... Gefühle überhaupt!

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  3. Gut das Joe endlich aufgeklärt wird. Aber Nadja tut mir leid. Was jetzt wohl aus den beiden wird ? :,(

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