Freitag, 4. Juni 2010

Mama

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Deine Mutter hat das Handy bekommen. Sie hat das Päckchen persönlich quittiert. Wenn alles glatt gegangen ist kannst du sie heute anrufen.", erklärte Felix und schaute nickend auf seinen Monitor. Nadjas Herz klopfte wie wild. Felix hatte ihr vorgeschlagen der Mama ein Handy zu schicken, damit sie dort anrufen könnte. Sie hatte sie in einem Brief vorgewarnt. Und nun war das Handy angekommen.

"Das hier ist die Nummer." Felix gab ihr einen Zettel. "Wie ist das nochmal mit der Zeitverschiebung?", erkundigte Nadja sich. "Wenn es hier Mitternacht ist, ist es dort 10 Uhr morgens. Also wenn du sie Anrufen willst, bevor dein Papa von der Arbeit zurückkommt solltest du früh aufstehen und sie direkt anrufen." "Oder Abends?", ergänzte Nadja etwas fragend. "Oder Abends, nickte Felix."

Überglücklich verließ Nadja das Büro. Überhaupt schwebte sie seit Tagen auf Wolke 7. Die Trennung von Joe war schmerzhaft gewesen. Aber seitdem schrieben sie sich pro Tag ein bis zwei E-Mails. Und auch ein Termin, wann er wieder auf der Insel sein würde, war schon festgelegt. Nächste Woche war es soweit. Er könne zwar nur kurz bleiben. Aber das war besser als nichts.

Jeden Tag ging Nadja hinüber ins Kinderdorf und lernte fleißig Englisch. Nachmittags lag sie im Gras und las entweder englische Bücher oder lies auf ihrem MP3-Player englische Hörspiele laufen.

Jurina und Ga'ilana machten sich sogar fast ein bisschen lustig über ihre Vernarrtheit. Vor allem, weil sie fast ständig einen verträumten Blick hatte. Aber nun wollte sie endlich wieder mit ihrer Mama sprechen. Die Briefe in der letzten Zeit waren doch eher sparsam gesät gewesen. Und über jeder Nachricht schwebte das Damoklesschwert, Papa könne den Brief abfangen. Da hatte sie den Plan mit dem Handy begeistert aufgenommen. Gleich heute Abend wollte sie versuchen sie zu erreichen.


Nadja hockte in dem gemütlichen Sessel in der Telefonzelle und wählte die lange Nummer. Einige Augenblicke passierte gar nichts. Dann ertönte tatsächlich das Freizeichen. Kräftig krampfte sich ihre Freie Hand um die Sessellehne. Würde gleich ihre Mama abnehmen? Hatte sie die Anleitung des Handys verstanden?

"Hallo?", kam es von der anderen Seite der Welt. "Mama...", stieß Nadja erleichtert hervor. "Nadja? Bist du das? Wirklich?" Mama war total überwältigt und ließ sich in der Küche auf einen Stuhl fallen. Seit das Handy am Vortag geliefert worden war trug sie es in der Kitteltasche um auf keinen Fall den Anruf zu verpassen. Und nun klingelte es wirklich und Nadja war dran.

"Ja Mama. Ich bin es." Nadja flüsterte und verdrückte einige Tränchen vor Glück. "Du bist ja total verrückt mir so ein teures Gerät zu schicken. Ich hoffe du hast dich nicht in Unkosten gestürzt dafür.", kam als erstes die mütterliche Schelte für diesen etwas verwegenen Plan. "Mach dir darum keine Sorgen. Geht es dir gut?" Nadja konnte ihr Glück immer noch kaum fassen.

"Ach mir geht es prima.", log Mama. Von der dauerhaft miesen Laune, die Papa seit ihrem zweiten Weggehen hatte wollte sie nichts erzählen. Und schon gar nicht davon, wie sehr er sie am Rest der Familie ausließ. "Wie geht es Maria und Lukas?", fragte Nadja weiter. "Alle sind gesund. Uns geht’s wirklich gut. Und bei dir? Ist alles in Ordnung?", drehte Mama nun den Spieß herum.

"Oh ja.", seufzte Nadja glücklich "Mama ich habe einen total netten Mann kennengelernt." "Das musst du mir erzählen." Mama lächelte innerlich und hoffte inständig auf gute Nachrichten. "Er heißt Joe.", begann Nadja etwas verlegen.

1 Kommentar:

  1. Mama hört natürlich das Glück und sieht ihre Tochter auf rosaroten Wolken schweben. Aber sicher ist sie auch skeptisch.
    Da lebt ihre Kleine nun auf einer seltsamen Insel bei einem steinrechen Mann (so wird sie es sich zurechtgedacht haben). Schwerreiche Männer müssen was auf dem Kerbholz haben, sonst wären sie nicht so reich..
    Und ob DER ihre kleine Nadja einfach gehen lässt? Befürchtet Mama Koplikationen? Wahrscheinlich ist das jetzt ein ganz schwerer Moment für sie, weil sie nicht bei ihrem Mädchen sein kann. Arme Mama.

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