Montag, 21. Juni 2010

Sunnys Geschichte 7 (Gastbeitrag)

Dies ist ein Gastbeitrag von der Gehirnbanane. Eine Übersicht über die bisherigen Teile findet ihr hier: Übersicht Gastbeiträge


Sunnys Geschichte 7 - Zurück

Die Runnerin hatte eine Leine gespannt die quer durch den Raum verlief um gewaschene Wäsche trocknen zu können und es gab nur einen einzigen Stuhl. Diese Antiquität musste wohl älter als das abgewrackte Hochhaus selbst sein. Auf diesem Stuhl hing ihre Straßenkleidung. Danái verließ Tagsüber so gut wie nie ihre Wohnung. Sie tat es nur dann wenn es unbedingt nötig war. Die Elfe hasste es unter Menschen zu müssen. Sie konnte sich, solange die Sonne zu sehen war, ohnehin nur vermummt zeigen. Aber selbst des Nachts gab sie nicht viel von sich preis. So gut wie jeder der ihr in ihren inzwischen dreißig Lebensjahren begegnet war und sie gesehen hatte begegnete ihr mit Misstrauen, Scheu oder sogar Feindseligkeit.


Mit ihren Nachbarn hatte sie nichts zu tun. Sie sprach nicht mit ihnen und sie legten ebenfalls keinen gesteigerten Wert auf ihre Bekanntschaft. Hier kümmerte sich jeder um sich und die allermeisten hatten damit auch mehr als genug zu tun.
Seitdem ihr Meister vor knappen sechs Jahren verstorben war hatte sie den Himalaya verlassen und war nach Nordamerika in die Allianz aus den USA und Canada ausgewandert. Die hiesige Sprache hatte sie Yuan gelehrt und sprach sie inzwischen sogar recht gut. Mit Sprachen hatte sie nie große Probleme gehabt. Durch die fast 20 Jahre bei Großmeister Yuan beherrschte sie Chinesisch als ihre Muttersprache.

An der kahlen Wand über ihrem Haupt hingen Zeitungsausschnitte und Notizen zu aktuellen Geschehnissen und Vorfällen um den Policlub. Danái sammelte diese Informationen und wertete sie aus. Wenn sie keinen Job oder genug Geld hatte um eine Weile über die Runden zu kommen widmete sich die Straßensamurai ihrem persönlichen kleinen Rachefeldzug. Natürlich mit besonderem Augenmerk auf Aktivitäten die ihren alten Herren betrafen. Für die späteren Abendstunden war sie mit Gecko zu einem kleinen Run gegen ein mittelständisches Unternehmen verabredet. Irgendein Mega hatte wohl ein erhöhtes Verlangen am betrieblichen Versagen dieses Geschäftsapparates. Sunshine würde Johnson nicht enttäuschen und den Datenserver lahm legen. Manuell. Mit der Kleinen hatte sie in der Vergangenheit schon zwei bis drei Mal zusammen gearbeitet. Sie war verlässlich, wenn auch ein wenig durch geknallt. Also eine durchschnittliche Gnomin.

Doch bis dahin war es noch etwas hin und sie wartete noch immer auf die nötigen Informationen ihres Deckers. Lagepläne, Sicherheitssysteme, Personalplan und Serverstandort. Alles wichtige Details die sie zur Vervollständigung ihrer geplanten Vorgehensweise noch benötigte. Aber dieser Scavenger hatte sich bisher immer als verlässlich erwiesen und würde sie wohl auch dieses Mal nicht enttäuschen. Danái nahm die Blechbüchse mit dem Sojafraß zur Hand und aß den Rest auf. Eine Schabe huschte vor ihrem Bett vorbei in Richtung der Toiletten.
Die Miete war wohl auch bald wieder fällig. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihren Nachtschwarzen Schopf und lies die Hand im Nacken ruhen.


Es war genau so wie sie es in Erinnerung hatte. Griechenland. Oder vielmehr die Föderale Republik Hellas, wie sich das Land nun seit dem Jahr 2036 nannte. Sie waren eben erst gelandet, als sich der große T-Bird mit heulenden Motoren zurück in die Lüfte erhob. „Viel Erfolg Sunny.“, verabschiedete sich MatchBox per ComLink von der etwa 170cm großen, Nächtlichen und manövrierte das Luftfahrzeug wieder auf die offene See hinaus. Danái blickte dem, dem Sonnenuntergang entgegen strebenden, Flieger nach und hob zögerlich einen Mundwinkel. Sie hatte den Partner vor ein paar Jahren auf einem Run kennen gelernt und ihm den Arsch gerettet, als ihm sein Vehikel direkt unterm Arsch weggebombt wurde. Er war zwar ein Mensch, aber immerhin verlässlich und als waschechter Rigger verstand er es wie kein zweiter seinen mobilen Untersatz zu beherrschen. MatchBox hatte sein rechtes Bein damals im Wrack seines Helis zurücklassen müssen, aber heutzutage musste sich ja niemand mehr mit einer steifen Prothese zufrieden geben. Ein modernes offensichtliches Cyberbein trug den jungen Mann nun zuverlässig durchs Leben.
Sie löste den Blick erst als der T-Bird schon fast außer Sicht war. Was ihr bevor stand bereitete ihr mehr Magenschmerzen als jeder noch so heikle Run an dem sie bisher teilgenommen hatte.

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