Montag, 21. Juni 2010

Training

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Auf Arramoa war es gerade etwa drei Uhr nachmittags. Nadja rechnete wie eine Wilde. Aber Kiew war nun mal 10 Stunden voraus. Dort war es also gerade 01:00 Uhr nachts. Keine gute Zeit dort anzurufen. Wütend stapfte Nadja auf und ab. Sie musste sofort da hin und ihrer Mama helfen. Aber wie?

Sie hatte doch so viel Bargeld bekommen als sie das letzte mal nach Kiew geflogen war. Und auch die Kreditkarten. Vielleicht könnte sie ja jetzt wieder hinfliegen und noch einmal etwas Geld dort lassen. Aber war das richtig? Verbissen setzte sie sich wieder auf ihre Liege und las den Brief wieder und wieder.

Und je öfter sie ihn las, desto wütender wurde sie auf ihren Vater. Und immer noch überlegte sie, wie sie helfen konnte. Aber außer hinzufahren, die Kreditkarten zu plündern und das Geld ihrer Mama zu geben fiel ihr nichts ein. Und das erschien ihr einfach unanständig. Das Geld war für ihre Einkäufe gedacht und nicht dafür ihrer Mama die Scheidung zu finanzieren.

Aber Thorsten würde es doch gar nicht wirklich bemerken? Felix hatte doch gesagt, andere Mädchen würden viel mehr Geld ausgeben, wenn sie auf Reisen wären. Nadja konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Sie verstaute den Brief sorgfältig in ihrem Schrank und ging in das Fitnessstudio.

Sie hatte hier in letzter Zeit schon öfter trainiert. Es machte ihr Spaß zu sehen, wie ihr Körper stärker wurde und sie fühlte sich gut damit. Oft hatte sie auch hier gesessen mit ihren Kopfhörern und Englische Vokabeln gelernt während sie Gewichte stemmte oder auf einem Stepper ackerte. Aber diesmal war sie einfach viel zu aufgebracht. Von Wut getrieben stemmte sie an einem Gerät nach dem anderen viel zu schwere Gewichte. Schon während des Trainings zeichnete sich ab, dass sie morgen einen Muskelkater der übelsten Sorte haben würde. Aber das war ihr egal.

Der Kopf sollte endlich frei werden damit sie klar denken konnte. Aber immer enger kreisten die Gedanken und Vorstellungen darum, wie ihre Mutter mit Maria und Lukas in Armut hauste. Immer verbissener hastete sie von Gerät zu Gerät und sie wurde kein Stück ruhiger. Ein anderes Mädchen, dass sie nur vom Sehen her kannte, hatte bis gerade eben auch trainiert und Nadja kritisch beobachtet. Kopfschüttelnd zog sie sich leise zurück und als Nadja sah, dass sie allein war wurde sie noch ungehemmter.

Sie stieg auf einen der Ergometer und stellte den Widerstand höher und höher und strampelte wie eine Irre. Ihr Gesicht wurde rot und fleckig und Tränen liefen ihre Wangen herunter. Aber immer, wenn sie die Augen schloss, sah sie das üble Viertel, wo Mama nun wohnte und wie sie mit Maria bei der Wohlfahrt in der Schlange stand um Lebensmittel zu bekommen.

Sie merkte nicht, wie sie langsam ihre Kräfte verließen und auch nicht wie sie herunterfiel. Alles um sie war schwarz. Aber endlich waren die Bilder weg.

2 Kommentare:

  1. so trainier ich auch immer! das witzige is das man vorher nich weiß wo man hinterher aufwacht... aber ich führ statistik, am wahrscheinlichsten is das einem irgendwer die beine hochgelegt hat. die statistik zeigt auch das die leute die einen retten immer weniger oft den krankenwagen rufen, je öfter man das gemacht hat.
    aber insg. glaube ich das das noch nicht die beste trainingsmethode ist! ...und sie trainiert obwohl sonst keiner im raum ist, sowas ist voll gefährlich... °-°
    wenn sie so dringend geld braucht könnte sie ja nach deutschland auswandern.. da gibs tolle broschüren die z.b. jobs als krankenschwester anbieten :D

    [1 Karmapunkt weil Montag is]

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  2. Komisch, bei mir wird immer nur die Wange getätschelt und gesagt: Stell dich nicht so an, weiter gehts!!
    Bin im falchen Studio *sinnier*

    Aber nun wird sie im Pferdestall aufwachen, ein besorgter Stefan wird sie ausfragen und dann wird Mama das Geld überwiesen *hoff*

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