Wut

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja saß in ihrem Zimmer auf dem Bett und versuchte sich an ihren Hausaufgaben. Aber was sie auch anpackte, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ständig kreiste das Horrorbild des Schlachtfeldes, was sie unten hinterlassen hatte in ihrem Kopf umher.

Geoffrey hatte sie weggeschickt, mit der Ansage, er werde sich um alles kümmern. Aber wer würde es Joe sagen? Und wie würde man es ihm am besten sagen?

Sie schlug die Bücher zu. Es hatte doch keinen Zweck und sie würde morgen an der Tribüne alles schnell abschreiben. Sie legte sich aufs Bett und starrte ins Nichts. Warum war sie da runtergefahren? Und warum hatte sie die Kontrolle verloren. Diese Einfahrt war aber auch selten dämlich gebaut. Und Joe hätte ja auch schon längst mal mit ihr üben können. Sie konnte schließlich schon verdammt gut Auto fahren.

Und wenn er mit ihr geübt hätte, dann hätte sie es nicht allein probieren müssen und dann wäre auch dieser ganze schreckliche Unfall nicht passiert. Wütend presste sie die Lippen aufeinander und in ihrem Bauch breitete sich ein merkwürdiges Gefühl aus.


Als Joe nach Hause kam sah er auf der Einfahrt die beiden Abschleppwagen stehen. Auf dem einen hinten drauf war ein recht neuer Wagen festgeschnallt. Der andere war leer. Die Limousine fuhr an den Wagen vorbei und Joe stieg aus. "Geoffrey? Was hat der Fuhrparkt auf meiner Einfahrt zu bedeuten?", fragte er direkt recht überrascht.

Geoffrey war herausgeeilt um Joe, wie jeden Tag, zu begrüßen und ihm seine Sachen abzunehmen. Der Butler nahm Haltung an und versuchte so neutral wie möglich zu erklären: "Miss Nadja hatte beim Einparken in die Tiefgarage einen kleinen Zwischenfall. Keine ernsthaften Schäden, doch ist es notwendig den Golf, ihre Shelby Cobra und die Harley in die Werkstatt zu geben. Ich ließ die Fahrzeuge hier warten, denn ich ging davon aus, sie wollten den Schaden selbst begutachten."

Eine Gänsehaut lief dem Butler über den Rücken. Er hatte sein Bestes gegeben. Ohne zu starren sah er Joe an. Dessen Miene verhärtete sich. "Einparken in die Tiefgarage?", hakte er nach. "Sie wollte mir wohl diese Arbeit ersparen?", vermutete Geoffrey und machte mit seinem Ton schon deutlich, dass er keine Ahnung hatte, warum Nadja das versucht hatte. Joe sah ihn weiter etwas fassungslos an.

"Der Wagen, den die Herren mitgebracht haben ist ein Ersatzwagen für Miss Nadja. Wenn sie dies wünschen, lassen sie ihn hier. Ansonsten wird er wieder mitgenommen.", versuchte Geoffrey sachlich zu erklären. Immer noch wartete er auf den Gefühlsausbruch von Joe. "Ist Nadja was passiert?", fragte er jetzt leise und konnte sich noch immer nicht entscheiden, ob er in die Tiefgarage gehen sollte um den Schaden anzusehen oder direkt zu Nadja, um sie zur Rede zu stellen.

"Miss Nadja war, soweit ich das beurteilen konnte, bis auf einen großen Schrecken, unversehrt. Ich habe Maricruz angewiesen regelmäßig unter Vorwänden nach ihr zu sehen und auch sie hat nichts bemerkt. Miss Nadja ist in ihrem Zimmer. Joe schritt am Gebäude entlang und winkte seinem Butler ihm zu folgen. Zu Fuß gingen sie die Rampe hinunter.